
Frohnau – Seit einem Jahr ist der Franzose Emmanuel Bourdin Vorsitzender des Vereins Kulturhaus Centre Bagatelle. Der Hobby-Pianist, der 2001 von Paris nach Berlin zog, möchte das Haus in der Zeltinger Straße 6 verstärkt als Begegnungsstätte für die deutsch-französischen Beziehungen entwickeln. Im Interview erzählt er von den neuen Impulsen, die er angestoßen hat und von seinen Plänen für das Saisonende.
Monsieur Bourdin, wie wollen Sie das Bewusstsein für das von den Franzosen nach dem zweiten Weltkrieg gegründete Kulturzentrum im Berliner Norden stärken?
Als ich die Verantwortung für das Kulturprogramm hier im Herbst 2021 übernommen habe, habe ich sofort Kontakt mit dem „Institut Français“ am Ku’Damm und dem „Centre Français“ in Wedding aufgenommen, um Unterstützung von diesen großen Akteuren zu bekommen. Beide bewerben jetzt unsere Veranstaltungen (zum Beispiel die zwei französischen „Wahlabende“, die wir im letzten Jahr organisiert haben), das „Institut“ verweist Musiker auf Auftrittsmöglichkeiten in unserem Salon und das „Centre Français“ hat uns beraten, damit das Kulturhaus im Programm „Deutsch-Französischer Freiwilligendienst Kultur“ aufgenommen wird. Dadurch sind wir gerade mit einer jungen Französin im Gespräch, die wir ab September für ein Jahr als Assistentin gewinnen möchten.
Sie bezeichnen gern den großen Saal im Erdgeschoss als Salon, warum?
Damit will ich seinen intimen und gemütlichen Charakter betonen. Die Musiker schwärmen von seiner feinen Akustik, der Nähe zum Publikum, sind aber gleichzeitig sehr gefordert! Hier kann man nichts verbergen oder vorgaukeln. Ausführende und Besucher sitzen nah nebeneinander, auf dem gleichen Parkett. Ich engagiere auch nur Künstler, die bereit sind, etwas über sich und ihre Musik zu erzählen.
Was haben Sie für den Sommer geplant? Wird der Garten auch bespielt?
Unser traditionelles Sommerfest mit freiem Eintritt und Konzerten sowie Kindertheater „open air“ auf den Terrassen vor und hinter der Villa findet am Sonntag, den 2. Juli statt. Ich freue mich besonders auf die haitianisch-kanadische Sängerin und Songwriterin Rachelle Jeanty, die letztes Jahr das Publikum im Musiksalon zum Mitsingen und Tanzen animiert hat. Die Konzertsaison beenden wir am Sonntag, den 9. Juli mit französischen Opernarien, gesungen von den Teilnehmern einer neuen „Académie de musique française“ – gegründet vom Wahl-Mühlenbecker und Dirigenten Emmanuel Plasson. Er wird nächstes Jahr seine Fassung von Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ im „Centre“ präsentieren.
Eine Opernaufführung in einem Salon?
Ja, eine Kammerversion für einen Erzähler, zwei Sängerinnen und drei Musiker! Dafür werden wir wahrscheinlich die Holzbühne aufstellen, die wir im März vom „Haus der Berliner Festspiele“ gespendet bekommen haben, als wir für einen Solo-Theaterabend über den Hollywoodstar Bette Davis bei verschiedenen Kulturinstitutionen um Bühnentechnik gebeten haben.
Wird es wie in den letzten Jahren Kinderkurse in den Sommerferien geben?
Wir sind gerade dabei, ein abwechslungsreiches Programm für die ersten drei Augustwochen fertig zu konzipieren.
Danke für das Gespräch.
Interview: K. B. Mademann