Dienstag, 26. September 2023
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Eichhörnchen-Päpplerin auf Abwegen

Eichhörnchen-Päpplerin auf Abwegen
Ein Waschbären-Baby wird mit der Flasche gefüttert. Es wurde in Pankow gefunden und wird in Hermsdorf aufgepäppelt. Foto: fle

Hermsdorf – Eigentlich kümmert sich Franziska Clauss regelmäßig um verwaiste junge Eichhörnchen. Sie und ihre beiden Töchter nehmen als eine von deutschlandweit rund 180 Pflegestellen des Eichhörnchen-Notruf e.V. regelmäßig diese plüschigen Findelkinder auf und wissen genau, was zu tun ist. Nun aber erhielt die Hermsdorferin zwei andere hilflose kleine Wesen. „Diese zwei jungen Waschbären-Geschwister wurden vor einem Hotel in Pankow gefunden“, erklärt sie. Die Mitarbeiter dort hätten sie erst einmal in Ruhe gelassen und gewartet, ob die Mutter kommen und sie holen würde. Aber nach einigen Stunden nahmen sie sich ihrer an.

Doch es ist gar nicht so einfach, verletzten oder verwaisten Waschbären in Deutschland zu helfen. Schließlich handelt es sich dabei um eine invasive Art, die eben nicht hierhergehört. „Schon beim Fund von verletzten und verwaisten heimischen Wildtieren gibt es strikte Regeln“, weiß die Hermsdorferin. „So darf man hilflose Füchse, Dachse, Marder und Eichhörnchen nicht einfach mit nach Hause nehmen, behalten und pflegen.“

Doch Familie Clauss betreibt neben ihren alltäglichen Berufen seit nunmehr zwölf Jahren eine der zahlreichen deutschlandweiten Auffang- und Auswilderungsstationen für hilfsbedürftige Eichhörnchen. „Ich habe eine Genehmigung zur Haltung und Pflege von Eichhörnchen, bis sie groß genug sind, sie wieder auszuwildern. Doch bei Waschbären ist es noch viel schwieriger. Man darf sie nicht töten, nicht aufnehmen, nicht aussetzen, aber auch nicht nichts tun.“

Die Hotelangestellten hätten herumtelefoniert, wo sie die kleinen Wesen hinbringen könnten – und landeten schließlich bei Franziska Clauss. „Und plötzlich stand ein Mannschaftswagen der Polizei vor der Tür“, erinnert sie sich. Die Polizisten brachten die beiden völlig verängstigten Waschbärenjungen zu ihr. „Sie wogen nur 305 und 355 Gramm, aber ihre Augen waren schon geöffnet. Also müssen sie so um die vier bis fünf Wochen alt gewesen sein“, sagt sie.

In einem genähten Sack fühlten sich die Geschwisterchen sicher. Und fünfmal am Tag gab es Fläschchen – gefüllt mit leckerer Katzen-und Welpenaufzucht-Milch. Das Schmatzen ist dann nicht zu überhören, wenn sie an der Gummitülle die weiße leckere Flüssigkeit herausnuckeln.

Doch natürlich konnten sie nicht bleiben, sondern mussten zu einer Pflegestelle für Waschbären. Dorthin brachte die Hermsdorferin sie eine Woche später. „Die Pflegestelle für Waschbären weiß viel besser, was die Kleinen brauchen und auch, wo sie später hinkommen. Denn Waschbären dürfen eben anders als Eichhörnchen nicht mehr ausgewildert werden.“, sagt sie. „Aber es war schön, dass wir helfen konnten und die Tierchen nicht ihrem Schicksal überlassen wurden“, sagt sie abschließend. fle

Schon ganz schön munter: gerettetes Waschbärenjunges (Foto: fle)

Franziska Clauss mit Findelkind (Foto: fle)

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