
Tegel – Marija Marchuk hat eine besondere Aura. Sie ist eine feingliedrige Geisteswissenschaftlerin, die vergleichende Literatur- und Kunstwissenschaft in Potsdam studiert hat, bevor sie einige Jahre als Ausstellungskuratorin im Kunstmuseum Marburg arbeitete. Seit drei Jahren beschäftigt sie sich nun schon mit dem „Infocenter Berlin TXL“, das seit Anfang April der Öffentlichkeit zeigt, was auf dem ehemaligen Flughafen Tegel geplant und auch schon passiert ist. So ganz vollendet ist das 230 Quadratmeter große Infocenter aber noch nicht.
Die Terrasse mit der für Rollstuhlfahrer geeigneten Rampe als Zugang zu den Ausstellungsräumen soll Ende Mai fertig sein. Im Juni kommen dann regelmäßige Führungen hinzu. Das alles wird kostenlos angeboten. Sogar zu einem Kaffee an der Bar mit Sitzgelegenheiten werden Besucherinnen und Besucher eingeladen. Marchuk betont, dass nicht nur „Fachpublikum“ willkommen sei, sondern dass sich ihr Angebot gerade an alle Reinickendorfer richte, die sich für die Pläne auf dem 500 Hektar großen Areal interessieren. Besonders Schulklassen möchte sie zeigen, wie sich Zukunft gestalten lässt.
Im April verschickte die Tegel Projekt GmbH mehrere tausend Briefe an „Liebe Nachbarinnen und Nachbarn“ in unmittelbarer Umgebung. Das Infocenter zeige demnach, wie auf dem „riesigen Areal“ die Entwicklung für „einen von Grund auf neuen Stadtteil, ein Modellquartier für nachhaltige, urbane Innovationen“ voranschreite. Gleichzeitig wurde auf vielen elektronischen Litfaßsäulen in ganz Berlin für die neue Sehenswürdigkeit in Tegel geworben: „TXL macht wieder auf. Nur anders. Im neuen Infocenter erfährst du, warum Berlin TXL das Beste ist, was allen Städten passieren kann.“ Einige waren schon da.
Bei der Führung durch das Infocenter im ehemaligen Verwaltungsgebäude fallen die vielen großen und kleineren Displays auf, deren Inhalte zum Teil selbst angesteuert werden können. Marchuk geht es „nicht um eine klassische lineare Erzählung“, sie will auf den digitalen Geräten die einzelnen Projekte in all ihren Entwicklungsschichten darstellen. Es sei für sie, die vom analogen Museumsbetrieb komme, ein „Sprung in die digitale Welt“. So wolle sie auch den Partnern von Berlin TXL die Gelegenheit geben, sich digital zu präsentieren. Darüber hinaus solle zum Beispiel der nach Tegel ziehenden Feuerwehr Akademie nicht nur eine „Informationsplattform“, sondern auch eine „Innovationsplattform“ geboten werden.
Wem das alles zu abgehoben erscheint, kann trotzdem einen Besuch wagen. Besonders das Modell mit den bestehenden und geplanten Gebäuden gibt einen guten Überblick, welche vielfältigen Projekte auf die Realisierung warten. Der große Modelltisch ist transparent angelegt, und auf Knopfdruck erscheinen die einzelnen Entwicklungsstufen farblich unterlegt mit Erklärungen. Auch der Planungstisch hat solche Möglichkeiten, ist aber komplett als Display angelegt. Er solle, nach Marchuk, einen „spielerischen Zugang“ gewähren und ist mit beeindruckenden Details gespeist.
All diejenigen Firmen können diese interessanten Räumlichkeiten für Veranstaltungen bis zu 199 Gästen nutzen, die etwas mit „urbanen Technologien“ zu tun haben. Dieses Jahr haben insgesamt bereits 170 Veranstaltungen stattgefunden. Gerade gestern war eine Delegation aus Australien da. Die Öffentlichkeit hat an den Tagen Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag Zugang, um sich über das Motto der Leiterin des Infocenters, Marija Marchuk, zu informieren: „Wir müssen die Gegenwart zukunftsfähig machen.“bs