Dienstag, 26. September 2023
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„Blaupause für Zukunftsstandorte“

„Blaupause für Zukunftsstandorte“
Frank Wolters, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH Foto: bs

Tegel – Frank Wolters ist seit 1. April Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH. Er kommt aus Paderborn, wo er sechs Jahre die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft führte. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Leitung des Technologieparks Paderborn. Er ist Geograph und Bauingenieur. Eine Wohnung hat er schon in Spandau gefunden. Seine Frau arbeitet weiterhin in Paderborn und seine Kinder sind erwachsen.

Was sind Ihre Aufgaben als Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH?

Im Kern bin ich verantwortlich für Immobilienmanagement, Digitalisierung, Marketing/Vertrieb und den kaufmännischen Bereich. Meine Titulierung ist kaufmännische Geschäftsführung in Abgrenzung zu der Kollegin Gudrun Sack, die die technische Geschäftsführung innehat.

Was lockt Sie an dem Projekt Berlin TXL?

Das ist die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird, aber auch die wichtigste ist. Es ist die städtebauliche Dimensionierung, also die Größe des Areals. Es kann die Blaupause für Zukunftsstandorte sein, nicht nur national, sondern auch weltweit. Wir können an einem Standort viele Verbindungen zwischen Technologien und Wertschöpfungsketten von morgen schaffen. Kaum anderswo gibt es die Möglichkeit, ganz von vorn einmal anzufangen und zu sagen, wie baue ich Wirtschaft in Form von Technologie hintereinander auf.

Es ist viel von der „Datenstrategie“ die Rede. Was bedeutet das?

Der Kernbereich, der uns im Moment bewegt, ist Daten an einem Lebensstandort abzubilden. Ob das Besucherfrequenzen oder Verkehrsströme sind, Abwasser oder auch Stromverbrauch. Diese ganzen Infrastrukturen werden wir in Daten darstellen. Dafür ermitteln wir digitale Zwillinge. Das heißt, das Reale digital abbilden, um daraus für die Zukunft neue Ableitungen vorzunehmen. Auf diese Daten können auch externe Partner zugreifen, um ihre eigenen Planungen zu entwickeln. Zudem sind wir aktuell in Gesprächen mit dem Senat für Inneres, um einen Prototypen für eine übergreifende Dateninfrastruktur zu entwickeln, die auch die Grundlage für einen Digitalen Zwilling der Hauptstadt bilden soll.

Sie haben eben gesagt, dass Sie kaufmännischer Geschäftsführer sind. Ihre Kollegin Frau Sack hat das finanzielle Volumen der Projekte in Tegel auf etwa 8 Milliarden Euro geschätzt. Ist dieser Rahmen bei den derzeitigen Preissteigerungen noch aktuell?

Ich glaube, wenn man in diesen Zahlenregionen unterwegs ist, muss man eine gewisse Dynamik einräumen. Wir können bei den aktuellen Preissteigerungen nur sagen, wie es in den nächsten drei bis fünf Jahren aussehen wird. Gerade beim Holzbau im geplanten Schumacher Quartier wollen wir darauf achten, dass wir zu einer sinnvollen Wertschöpfung kommen. Insofern ist der Weg wichtig, den wir beschreiten. Auf der einen Seite sind die Kosten zu beachten, auf der anderen Seite müssen aber auch die Gewinne und Erträge gesehen werden, die wir für das Land Berlin hier erzielen.

Wenn Sie vom Weg sprechen, hat das auch eine zeitliche Dimension. Gibt es bereits jetzt absehbare Verzögerungen, zum Beispiel wegen der temporären Einrichtung von Impfzentrum und Ankunftszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine auf dem ehemaligen Flughafengelände?

Das sind Fragen, die man nicht gern in der Öffentlichkeit diskutiert, da man leicht in eine Ecke gedrängt wird. Aber man muss eine Sachbetrachtung anstellen, dass jede Nutzung auf der Fläche, die nicht der Erfüllung des Ziels der Tegel Projekt GmbH dient, zu veränderten Rahmenbedingungen mit Anpassungen führt. Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr endgültig freie Bahn haben, um alle Planungen umzusetzen. Wir haben klare Ziele. Ich habe aber auch eine gute Nachricht zum Zeitplan. Weil die technische Erschließung schneller vorangeht, konnten wir die zeitliche Planung für das Industrieareal von 2026 um ein Jahr auf 2025 verkürzen. So können wir mit der Ansiedlung von weiteren Unternehmen früher beginnen.

Sie haben nun gerade angefangen. Sind Sie denn schon mit Familie nach Berlin umgezogen?

Ich bin bereits nach Berlin gezogen, obwohl manche sagen, das sei nicht Berlin. Ich bin nach Spandau gezogen (lacht). Dort habe ich an den Tiefwerder Wiesen eine schöne Wohnung gefunden mit ein bisschen Blick auf Wasser. Meine Frau lehrt in Paderborn an einer Hochschule. Aktuell pendeln wir ein wenig. Meine fünf Kinder sind groß und aus dem Haus. Mein jüngster Sohn möchte zukünftig aber in Berlin studieren. Er hat mich übrigens zu den Auswahlgesprächen nach Berlin begleitet und mich danach sehr bestärkt: „Papi, das musst du unbedingt machen!“

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview Bertram Schwarz

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