Freitag, 29. September 2023
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Grünes Licht für Wohnungen

Grünes Licht für Wohnungen
Korinna Stephan, Foto: fle

Heiligensee – Flüchtlingsheim oder Wohnungen – oder gar nichts? Über mehrere Jahre lag das ehemalige Tetra-Pak-Grundstück an der Hennigsdorfer Straße 159 im Dornröschenschlaf. Doch nun tut sich wieder was: Ein Besitzerwechsel verspricht Hoffnung. Denn die DLE Group AG hatte Interesse bekundet, das mehrere Hektar große Areal, das seit Jahren in Besitz der Capital Bay ist, zu kaufen.

„Mittlerweile hat die DLE das Grundstück erworben“, bestätigt Korinna Stephan, Stadträtin für die Abteilung Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr. „Wir haben mittlerweile das so genannte Negativzeugnis erteilt, so dass von unserer Seite der Vertrag gültig werden kann“, fügt sie hinzu.

Möglicherweise ist der neue Besitzer nun der Richtige für dieses Gelände „Seit unserer Gründung entwickeln wir umfangreiche Lösungen für unzureichend genutzte Grundstücke ohne Baugenehmigung und machen diese reif für eine Bebauung“, heißt es auf ihrer Website. Und genau das bräuchte dieses brach liegende Grundstück, auf dem das Berliner Tetra-Pak-Werk seit 1981 Rollenware, die auf den Abfüllmaschinen bei den Kunden in einem Schritt befüllt, zur Verpackung geformt und versiegelt wurde. Es wurde direkt aus den großen Papiermühlen in Skandinavien mit Rohpapier beliefert. Aus diesen Rohpapierrollen wurde dann das Verpackungsmaterial für Milch, Säfte und andere Produkte gefertigt. Doch Verpackungen „Made in Germany“ waren immer weniger nachgefragt. Im Zeitraum von 2004 bis 2012 war der Absatz von Tetra-Pak-Getränkekartons von damals 7,5 Milliarden Packungen im Jahr auf rund 4,7 Milliarden Packungen im Jahr gesunken. Und der anhaltend intensive Wettbewerb seitens der Kunststoffindustrie und den anderen Getränkekartonherstellern, einschließlich des Markteintritts neuer Anbieter, hatte sich ebenso auf den Absatz von Getränkekartons ausgewirkt wie die Einführung des Pflichtpfands. Aus diesen Gründen war es offensichtlich, dass das Unternehmen nicht länger zwei Produktionswerke in Deutschland aufrechterhalten. So kam für den Berliner Standort 2013 dann das Ende: Die Produktion wurde eingestellt, die vorhandenen Maschinen abgebaut, 195 Mitarbeiter blickten plötzlich in eine düstere Zukunft.

Geplant war zunächst ein Flüchtlingsheim

Dann stand das große Gelände leer – und der ehemalige Inhaber plante, die Gebäude zu einem Flüchtlingsheim für mehrere 1.000 Flüchtlinge umzubauen und sogar Klassenräume einzurichten. In Heiligensee wurde Kritik laut. Zu viele Menschen auf einem Fleck – da wäre doch Integration unmöglich. Aber auch baulich ließ sich das Industriegelände nicht ohne weiteres und vor allem nicht schnell als Flüchtlingsunterkunft umbauen. Wasserleitungen waren marode und die Werkhallen waren lediglich dafür ausgelegt, bis 5 Grad beheizt zu werden. Zu kalt für eine Unterkunft für Menschen. Umbaumaßnahmen wurden geplant und wieder verworfen.

Capital Bay kaufte das Tetra-Pak-Grundstück und die benachbarte Underberg-Betriebsstätte im Jahr 2016 mit dem Ziel, gemeinsam mit der CKV Vermögensverwaltung GmbH (CKV) auf dem 80.000 Quadratmeter großen Grundstück öffentliche und frei finanzierte Wohnungen zu bauen. Die Pläne, auf dem Grundstück ein Flüchtlingsheim zu errichten, waren vom Tisch.

1.200 Wohneinheiten waren geplant, dazu noch ein Kinder- und Jugendzentrum. Das Bezirksamt sprach von 400 bis 600 Wohneinheiten, die auf dem Areal planungsrechtlich hätten entstehen können. Auch eine Kita wollte der Investor integrieren, und es gab bereits Gespräche mit der Montessori-Schule für einen möglichen Schulstandort. Autoarm und vor allem grün sollte die „Smart City“ werden – mit Zukunftstechnologien und durch die Decke wachsenden Bäumen, mit Mietergärten und Parzellen, Gemeinschaftsflächen und Treffpunkten.

Nun wurde das Gelände wieder weiterverkauft – an die DLE. „Im Vorfeld hatte der Erwerber uns mitgeteilt, dass er die damals entwickelten Planungen weitestgehend übernehmen will“, sagt die Stadträtin. „Es gibt also keinen neuen städtebaulichen Entwurf. Damit ist auch sichergestellt, dass dort Wohnungen gebaut werden sollen. Die konkrete Zahl wird sich erst bei der vertiefenden Gebäudeplanung ergeben, wird aber über 500 liegen. Voraussetzung für eine Genehmigung von Wohnungen ist jedoch das Bebauungsplanverfahren. Dieses wird derzeit von unserer Seite wieder angeschoben.“

fle

Herzlich willkommen, heißt es an der ehemaligen Einfahrt von Tetra Pak. Mal sehen, für wen und wann das eingelöst wird.

Foto: fle

Ein Bau auf dem Gelände.

Foto: fle

Gefundene Standorte im Beitrag | Berlin, Reinickendorf