Freitag, 29. September 2023
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Die Perle in den Sandbergen

Die Perle in den Sandbergen
In den vergangenen 69 Jahren kamen unzählige Kinder ins Schullandheim in Heiligensee. Foto: Archiv

Heiligensee – Ein Haus mitten im Wald, idyllisch gelegen, perfekt im Einklang mit der Natur: Das Schullandheim Walter May ist eine echte Perle. Über Jahrzehnte wurde es von Hortkindergruppen und Schulklassen als Ziel ihrer Klassenfahrt ausgewählt. Wie viele Kinder und Jugendliche hier wohl in den vergangenen 69 Jahren übernachteten, weiß wohl niemand ganz genau. Es waren jedenfalls viele. Dennoch waren die Zeiten nicht einfach für das Haus mit der Adresse Elchdamm 121, das im nächsten Jahr seinen 70. Geburtstag feiern kann.

„Das Schullandheim Walter May befindet sich seit 1954 in Berlin-Heiligensee am Rande des Tegeler Forstes, stadtnah und doch weitab vom Großstadttrubel, mitten in den Baumbergen, einer für Berlin einzigartigen Dünenlandschaft“ heißt es als Beschreibung im Netz. Das Schullandheim als so genannter „Lernort im Grünen“ hat seit Jahrzehnten viel zu bieten – vor allem viel Platz: 16.688 Quadratmeter Waldgelände, 32 Betten, Vollverpflegung und immer ein offenes Ohr von Heimleiter Jörg Petersen.

Dennoch hat es seitdem eine bewegte Geschichte erlebt. Bereits mehrfach „dem Tode geweiht“, wurde die Einrichtung immer wieder vor der Schließung und dem Abriss gerettet.

Die „Freunde des Schullandheimes Walter May e.V.“ wurden 1963 von Lehrern und Eltern für Lehrer und ihre Schülerinnen und Schüler gegründet. „Als Förderverein tat er viele gute Dinge für die Schulklasse, die im Heim übernachteten“, erklärt der ehemalige Lehrer Manfred Scholz, seit 46 Jahren im Vorstand und 33 Jahre Vorsitzender. Doch zum Jahreswechsel habe diese Idylle ein jähes Ende genommen. „In der Bezirksverordnetenversammlung waren bereits die Schließung und der Abriss des Gebäudes beschlossen, um Kosten einzusparen. Doch der Förderverein kämpfte um den Erhalt der beliebten Einrichtung. Und die Bemühungen endeten in der Konsequenz, das Heim selbst als Heimträger zu übernehmen. Mit einer gehörigen Portion Mut hat der Förderverein gehandelt und gewonnen! Seit Februar 2008 ist der Verein Eigentümer der Einrichtung im Wald. „Dies konnten wir nur mit vielen Spenden unserer bis zu 250 Mitglieder realisieren“, sagt der 78-Jährige ein wenig stolz.

Die besondere Atmos­phäre ist überall zu spüren – auch durch das große Engagement von Heimleiter Jörg Petersen, der in die Fußstapfen seiner Mutter Renate getreten ist und das Haus nach ihrem Tod in ihrem Sinne weiterführt. Der 76-Jährige ist eng mit dem Haus verbunden, hat er doch sein ganzes Leben hier gelebt. Aber auch durch den Heiligenseer Wolfram Odebrecht. Mehrere Jahrzehnte setzte dich der ehemalige Schulleiter der Albrecht-Haushofer-Schule für das Schullandheim ein, baute einen Backofen und einen Grill, backte mit 159 Schulklassen und 3.995 Kindern Brot, veranstaltete 101-mal ein Mehr-Gänge-Menü im Saal des Schullandheims für die Vereinsmitglieder und organisierte gemeinsam mit anderen insgesamt 14 Sommerfeste.

Doch dann kam Corona – und die Pandemie war die nächste große Hürde, die das Heim durchstehen musste. „2020 waren wir nahezu pleite, aber haben überlebt, vor allem durch die vielen Spenden und Hilfen aus unserem Kiez“, sagt Scholz.

Dennoch mussten letztlich große Veränderungen her: „Früher hatten wir viel Energie, um alles zu stemmen“; sagt Scholz. „Doch nun sind wir die alten Männer und wollen kürzertreten.“ Aber es habe sich niemand im Verein gefunden, der seine Aufgabe im Vorstand weiterführen würde. „Und so haben wir nach einer Lösung gesucht – und gefunden“, sagt Scholz.

Nun beginnt also eine neue Ära – mit dem Schullandheimverband Berlin e.V., der die Einrichtung am 1. Januar übernommen hat. „Mein Wunsch war der, dass wir das, was wir geschaffen haben, auch erhalten. Und das ist mit dem Verkauf an den Schullandheimverband Berlin e.V. möglich. „Unser Verein bleibt als Förderverein erhalten, und Jörg Petersen als Heimleiter weiterhin die gute Seele des Hauses. Und im nächsten Jahr wird dann der 70. Geburtstag des Schullandheims gefeiert …“fle

Manfred Scholz Foto: fle

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