Montag, 27. März 2023
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Einst Gutsherr auf Schloss Tegel

Einst Gutsherr auf Schloss Tegel
„Schloss Tegel“ aus der Sammlung Duncker Foto: wikipedia

Tegel – Historisch von Bedeutung ist der Baron heute nur noch als erster Ehemann der Mutter der Humboldt-Brüder, da er das Gut Tegel in den Besitz der Familie brachte: Vor 300 Jahren kam Friedrich Ernst Freiherr von Holwede am 12. März 1723 in Potsdam zur Welt. Sein Vater war Oberküchenmeister und Hofmarschall unter Friedrich dem Großen. Das Adelsgeschlecht der Holwedes hat seinen Ursprung in Westfalen. Mit siebzehn Jahren ging Friedrich Ernst zum Militär, ins „Prinz Ferdinandsche Regiment“. Mit Mitte Dreißig verließ er als Hauptmann die Armee und vermählte sich 1760 mit der neunzehnjährigen Marie Elisabeth Colomb, deren französischstämmige Familie es durch Gründung der Königlichen Spiegelmanufaktur im brandenburgischen Neustadt zu einem beachtlichen Vermögen gebracht hatte. Mütterlicherseits kamen die Vorfahren der Braut aus Schottland.

Die Verbindung der Familie Colomb mit den Holwedes wurde zudem durch eine weitere Hochzeit noch enger – quasi über Kreuz heiratete Victor Ludwig, ein jüngerer Bruder von Friedrich Ernst, eine jüngere Schwester von Marie Elisabeth. Und es war der königliche Hauptmann Victor Ludwig, der 1762 das Erbpachtgut Tegel für 6000 Taler erwarb.

Schon die Vorbesitzer hatten Schwierigkeiten, die zum Kaufkontrakt gehörende Bedingung zu erfüllen, 6000 Maulbeerbäumen auf dem Anwesen zu pflanzen – was sich durch die schlechte Beschaffenheit des Bodens als äußerst aufwendig erwies. Bereits zwei Jahre später verkaufte Victor Ludwig dann das Gut für nur noch 4000 Taler an seinen Bruder. Lange Freude an seinem neuen Besitz war Friedrich Ernst, dem „Erb- und Gerichtsherr auf Ringenwalde, Krummecavel und dem Schlosse Tegel“ indes nicht beschieden, da er nicht älter als „41 Jahre, 10 Monath und 14 Tage“ wurde.

Als Todesursache wird eine zwei Wochen währende Brustkrankheit genannt. In der Trauerrede vom 1. Februar 1765, die „zum Ehren-Gedächtnis des Wohlseligen und zum Trost der hohen Betrübten“ auch in gedruckter Form an die Familie übergeben wurde, hieß es, er habe „in der Stunde des Todes nicht den Muth verloren, sondern ihm unerschrocken als einem Boten des Friedens entgegen“ gesehen. In der Predigt wurde hervorgehoben, sein „eigentlicher Charakter“ sei „Gütigkeit, Freundlichkeit und Leutseligkeit“ gewesen.

Die Witwe blieb mit dem zweijährigen Sohn und der noch jüngeren Tochter zurück, die kurze Zeit später verstarb. Im Oktober 1766 schloss Marie Elisabeth erneut eine Ehe – mit Alexander Georg von Humboldt. Ihre Söhne Alexander und Wilhelm sollten als Universalgelehrte in die Geschichte eingehen. Als ihre Mutter 1796 in Tegel starb, weilten die beiden Forscher gerade nicht in der Gegend. So war es der Sohn aus erster Ehe, Rittmeister Ferdinand, der das Begräbnis organisierte. Ihren Tod machte er auch „im Namen meiner Brüder des Legationsraths und des Oberbergraths von Humboldt hierdurch ergebenst bekannt“.

Obwohl Marie Elisabeth von Humboldt nie in Falkenberg lebte, hatte sie die alte Kirche dort umbauen lassen, um für sich und ihre beiden Ehemänner, die nach der Fertigstellung des Grabes dorthin umgebettet wurden, eine letzte Ruhestätte zu schaffen. Eine Gedenktafel vor der Gruft, die 1998 von einer Vorsitzenden des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises Tegel gestiftet wurde, erinnert noch heute an die Verstorbenen.

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1998 wurde eine neue Gedenktafel auf dem Falkenberger Dorffriedhof angebracht, gestiftet von der Vorsitzenden des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises Tegel, Edith Minert († 13. Oktober 1998). Foto: Wikipedia

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