
Reinickendorf – Die Pandemie zeigt erschreckende Defizite bei Schülern, die sich auf das ganze weitere Schul- und vielleicht auch später auf das Berufsleben auswirken könnten. Viele kommen schon im zweiten Schuljahr beim Basiswissen nicht mehr mit. Der im Oktober 2021 gegründete gemeinnützige Verein „Bildung und Gesellschaft“ möchte helfen. Dorothea Peichl vom Vorstand und Johannes Hinkelammert, Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin, haben ein Konzept für ehrenamtliche Hilfe entwickelt. Dabei bringt Dozent Hinkelammert, Autor des Buches „Wie Kinder Rechnen lernen und dabei Spaß haben“, zehn Jahre Erfahrung als Projektleiter ein. Die RAZ traf Dorothea Peichl zum Interview.
Frau Peichl, welche Probleme möchten Sie lösen?
Die Zahl der Schüler in der zweiten Jahrgangsstufe, die seit der Pandemie nicht mehr im Mathematik-Unterricht mitkommen und „abgehängt“ werden, hat sich verdoppelt.
Welche Defizite bestehen dabei?
Idealerweise beherrschen Schulanfänger als Basiswissen sowohl das Abzählrechnen als auch das Mengen erfassen. Einige verharren im Abzählrechnen, weshalb sie Schwierigkeiten beim Rechnenlernen haben. Die Pandemie hat auch Defizite in den Kitas gezeigt, wo üblicherweise durch das Spielen Mengenerfassung geübt wird.
Was bedeutet das für die Eltern?
Das Problem geht durch alle soziale Schichten. Die Eltern können nicht helfen oder verstehen auch nicht, warum die Kinder das Rechnen nicht lernen. Viele Kinder halten sich für dumm.
Und wie gehen die Schulen damit um?
Die Lehrkräfte sind hilflos und befürchten, dass häufig Abbrecher-Karrieren angezeigt sind.
Wie wollen Sie helfen?
Wir haben mit Johannes Hinkelammert ein Förder-Konzept und spezielle Lernspiele entwickelt, bei denen die Kinder spielerisch den Zahlenraum bis 10 – auch durch Bewegungsspiele – erlernen. Dafür suchen wir ehrenamtliche Mathepaten.
Welche Schulen werden durch Ihren Verein so gefördert?
Wir betreuen zur Zeit drei Grundschulen in Reinickendorf-Ost: die Grundschule Am Schäfersee, die Reginhard-Grundschule und die Kolumbus-Grundschule.
Welche Vorbildung und welchen Zeitaufwand sollten die ehrenamtlichen Paten erfüllen?
Sie sollten Freude an der Arbeit mit Kindern im Alter zwischen sechs und acht Jahren haben, empathisch und geduldig sein. Sie sollten gern spielen, denn wir setzen Würfelspiele, Domino und eigene, speziell für die Defizite der Kinder entwickelte, Spiele ein. Ein akademischer Abschluss ist nicht erforderlich. Der Zeitaufwand beträgt einmal wöchentlich vormittags zwei Schulstunden (90 Minuten) im 1:1 Setting parallel zum Mathematikunterricht.
Wie können sich Interessierte informieren?
Wir laden am Montag, 16. Januar, von 16 bis 18 Uhr zum Schnupperkurs in das „M 5“, Marktstraße 5, ein.
Wir wünschen rege Verstärkung durch Ehrenamtliche.
Interview: K. B. Mademann