
Hell und unschuldig liegt sie da: 250 g Bio-Butter von glücklichen Kühen (hoffentlich), die auf grünen Wiesen weiden konnten (glaube ich), wofür ich sogar freiwillig noch mehr gezahlt habe als man eh schon zahlen muss. Seit neuestem wissen wir nun auch: Nicht nur das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 Fettsäuren ist in Weidebutter besser – auch eine gute Portion MOSH ist dem Konsumenten sicher. Fast alle Marken, ob Bio-, Weide- oder konventionelle Butter, haben laut der aktuellen Ausgabe der Zeitung Öko-Test ihr Fett weg bekommen: In nahezu allen wurden teilweise erhebliche Belastungen mit gesättigten Fettsäureverbindungen aus Mineralölen (MOSH) festgestellt.
Doch offenbar sind es weniger Schmierfette aus den Rührwerken der Hersteller, die das verursachen, denn spannenderweise steigt die Belastung an, je länger die Butter im Kühlfach liegt. Damit rückt die Verpackung ins Visier der Lebensmittelkritiker. Offenbar stammen die möglicherweise gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffe aus den Aufdrucken der klassischen Aluminiumverpackung. Gewinner ist eine Buttermarke, die in klassischem Pergamentpapier daher kommt.
Schon immer habe ich mich über diesen Verpackungswahnsinn gewundert und geärgert: 5 Scheiben Müritzer Käse in Plastik adrett nebeneinander arrangiert, damit die Weichmacher noch mehr Oberfläche zu den fetthaltigen Lebensmitteln haben. Verbundverpackungen aus Pappe, Aluminium und Plastik, in denen die Vollmilch schaukelt, und die sich praktisch nie wieder recyceln lassen. Katzenfutter in Mininäpfchen, eines pro Kätzchen und Näpfchen. Und alles, alles landet am Ende in dem „gelben Sack“, einem Sammelsystem, das wir bei jedem Verpackungskauf mitfinanzieren. So bezahlen wir den Unsinn, der keinerlei Anreiz liefert, mit weniger Verpackung klar zu kommen. Tatsächlich sorgt ein Wust an Vorschriften zuverlässig dafür, dass man auch ja nicht kundeneigene Verpackungen befüllt – schon die Frage, wer denn dann womöglich haftet, verdirbt den Herstellern den Magen. Daher lieber auf Nummer sicher und eine Verpackung mehr!
Es freuen sich die Krähen und Waschbären über die allwöchentlich deponierten Verpackungssäcke, so dass es nun feste Tonnen richten sollen – das wird für weitere Müllsäcke sorgen, denn dann kommen halt ein Müllsack statt der „gelbe Sack“ in die wohnungseigenen Mülltonnen. Dafür sterben die „Unverpackt“-Läden, die diesem Unfug schon seit Langem ein Ende bereiten wollten.
Gerade in diesen Zeiten der Preissteigerungen könnte das Sparen an der unsinnigen Verpackung der nächste große Sprung sein: Warum nicht längst innovative Discounter mit Schüttgut anfangen, ist mir ein Rätsel. Nudeln, Reis, Eier, Mehl, Zucker, Cornflakes, Gries könnten günstiger und in größeren Mengen abgegeben werden. Portionierungsmaschinen könnten Butter und Käse sauber und grammgenau schneiden, und der Kunde ist selbst verantwortlich, saubere Butterbemmen und Edelstahldosen mitzubringen.
Foto: mvo
Melanie von Orlow ist als Biologin, Autorin und begeisterte Imkerin Teil des RAZ-Teams. Beim NABU Berlin engagiert sie sich für den Natur- und Artenschutz in der Stadt.
