Dienstag, 06. Juni 2023
Start Politik | Wirtschaft Mehr Ruhe in Schildow

Mehr Ruhe in Schildow

Mehr Ruhe in Schildow
Die neue Anliegerstraße in Schildow Foto: Bürgerinitiative

Schildow – Die Anwohner in Schildow dürfen sich freuen: Die Gemeinde Mühlenbecker Land hat nach intensiver Rücksprache mit dem Landkreis und der Nachbarkommune Glienicke/Nordbahn den Bereich zwischen der Franz-Schmidt-Straße/Ecke Ebereschenstraße und Hermsdorfer Straße/Ortsgrenze zu Glienicke/Nordbahn als Anliegerstraße ausgewiesen (nach § 45 Abs. 2 StVO). Damit ist dieser Teil für den motorisierten Durchgangsverkehr gesperrt und darf nur noch mit dem Auto befahren werden, wenn der Start- oder Zielpunkt in diesem Gebiet liegt.

Der südliche Teil von Schildow wird zu einem sogenannten Kiezblock, einer verkehrsberuhigten Nachbarschaft, in der es keinen motorisierten Durchgangsverkehr mehr geben soll. „Somit wurde der Beweis erbracht, dass Kiezblocks im Umland von Berlin nicht nur möglich, sondern auch politisch gewollt sind, wenn der motorisierte Durchgangsverkehr eine Belastung darstellt“, sagt Prof. Dr. Michael Ortmann von der Bürgerinitiative für mehr Verkehrsberuhigung.

Am Ortseingang von Schildow wurde dazu das Schild „Durchfahrt verboten – Anlieger frei“ aufgestellt. „Dasselbe wünschen wir uns auch an der Stadtgrenze zu Berlin“, so Ortmann weiter. Gemäß dem Prinzip der Selbstbindung der Verwaltung dürfte die Umsetzung nur mehr eine Frage der Zeit, nicht aber des politischen Willens, sein.

„Letztendlich geht es darum, in was für einer Stadt wir leben wollen“, meint Ragnhild Sørensen vom Verein Changing Cities e. V. Der Verein hat die Kiezblock-Bewegung in Berlin ins Leben gerufen. Kiezblocks leiten den Verkehr so um, dass die Straßen im Kiez hauptsächlich von Fußgängern und Radfahrenden genutzt werden können. Die Durchfahrt für ortsfremden Autoverkehr wird hingegen unterbunden. Ein Kiezblock fördert also das Zufußgehen und das Radfahren.

Die Bürgerinitiative für mehr Verkehrsberuhigung fordert seit langem einen Kiezblock im Waldseeviertel in Verbindung mit einem Kiezblock im Süden von Glienicke. Dort ist der motorisierte Durchgangsverkehr noch viel stärker als in Schildow, wie zahlreiche amtliche Verkehrserhebungen gezeigt haben. Bereits im Jahr 2020 wurde die temporäre Erprobung von Modalfiltern im Waldseeviertel im Konsens aller sechs Fraktionen der BVV Reinickendorf beschlossen. Passiert ist bislang noch nichts – aufgrund des vormaligen Widerstands der Gemeinde Glienicke.

Eine Rolle bei der Entscheidung für das neuerliche Durchfahrtsverbot in Schildow dürfte der Umstand gewesen sein, dass die Franz-Schmidt-Straße und im weiteren Verlauf die Hermsdorfer Straße sowie die Alte Schildower Straße gemäß dem Interkommunalen Verkehrskonzept ein integraler Bestandteil einer so genannten Regionalen Hauptroute für den Radverkehr sind. Sowohl das Land Berlin, als auch der Bezirk Reinickendorf sowie die Gemeinden Glienicke/Nordbahn und Mühlenbecker Land hatten unlängst formal beschlossen, den Radverkehr an der Stadtgrenze zu Berlin zu fördern.

Die Förderung des Radverkehrs und die Errichtung von Kiezblocks sind mittlerweile zum politischen Konsens in Reinickendorf, Glienicke und Mühlenbeck geworden. „Damit steht endlich der Mensch und nicht mehr das Auto im Mittelpunkt der Kommunalpolitik“, sagt Ortmann. „Es ist an der Zeit, Gleiches gleich zu behandeln, damit auch das Waldseeviertel und der südliche Teil von Glienicke zum Kiezblock werden.“red

Gefundene Standorte im Beitrag | Berlin, Reinickendorf