
Bezirk/Bangladesch – Reinickendorf zeigt seit sechs Monaten große Hilfsbereitschaft bei der Flüchtlingsaufnahme aus der Ukraine. Dabei gehen die Gedanken auch an Menschen, die davor kamen – aus Afghanistan und anderen Kriegsgebieten. Vor 50 Jahren kamen Flüchtlinge nach dem Überfall Pakistans auf Bangladesch. Der 18-jährige Schüler Kibria entschloss sich 1975 mit einem Freund zur Flucht nach Berlin. Die Familie sammelte für das Flugticket, im Rucksack nur die nötigsten Sachen und zwei Paar handgemachte Schuhe. Neben der Sorge um die zurückgebliebene Familie das Abenteuer: der erste Flug, die erste Rolltreppe, die erste U-Bahn nach der Ankunft auf dem Flughafen Tegel TXL.
Die Beiden schlugen sich nach Wedding durch und begannen ohne staatliche Unterstützung unverzüglich schon am nächsten Morgen, Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen – mit Zeitungaustragen in Hermsdorf. Welch eine Herausforderung mit unbekannten Straßennamen und fremden Schriftzeichen. Wer einmal versucht hat, Athen mit öffentlichen Bussen und fremden Schriftzeichen zu erkunden, kann diese Schwierigkeit nachvollziehen.
Aber Kibria kämpfte sich durch: Er machte eine Kfz-Mechaniker-Lehre, die er als einziger Ausländer erfolgreich abschloss. Inzwischen wohnt er mit seiner Familie, mit Ehefrau, Kindern und Enkeln im Hermsdorfer Haus und arbeitet als Kfz-Fahrer im sozialen Bereich. In seiner Freizeit macht er mit Leidenschaft Musik mit Percussion-Instrumenten in verschiedenen Formationen – auch regelmäßig bei der „Fete de la musique“.
In seiner Heimat herrschen soziale Missstände. Mit der Unterstützung Indiens hat Bangladesch damals bei Kriegsende zwar die Unabhängigkeit erreicht, aber es gibt kein funktionierendes Sozialsystem; Die Ärmsten sind die Waisenkinder, die auf der Straße leben und betteln müssen. Kibria wollte etwas von dem, was er in Berlin erreicht hat, an diese Kinder abgeben, um ihre Not zu lindern. Vor 10 Jahren gründete er deshalb die Stiftung „Light of Hopes“, um vor Ort Hilfe leisten zu können. Seitdem trommelt er in Berlin, um Spenden für diese Stiftung zu sammeln, bei Auftritten, bei Workshops und Kursen sowohl mit Erwachsenen als auch in Schulen. Vor Ort unterstützt ihn sein Neffe Kibria, der das einkauft, was gerade dringend gebraucht wird: Decken für die Nacht beim Schlafen auf der Straße, Moskitonetze, Netze mit Obst und anderen Lebensmitteln.
Aus der Hauptstadt Dhaka erhielt Kibria einen Pokal mit Dankes-Inschrift. Zum 10-jährigen Jubiläum, das jetzt wegen Corona nachgeholt wurde, erhielt sein Neffe als Vertretung für ihn vom Stadtrat der Hauptstadt Dhaka als Auszeichnung den „weißen Schal“ angelegt mit Dankes-Inschrift zum Jubiläum. Diese Ehrung spornt Kibria weiter an, für „Light of Hopes“ Spenden zu sammeln und dafür zu trommeln. kbm
Kontakt: Kibria Zaman
Tel. 0157/59 63 31 23