
Bezirk – Mit dem Beginn des laufenden Monats September gibt es eine bundesweite Änderung für Mieter. Absprachen und Vereinbarungen, die eine vom Mieter einzuhaltende Mindesttemperatur in der Wohnung vorschreiben, sind ungültig. So soll angesichts von Ukraine-Krieg und dadurch verteuerter Energie auch Mietern das Energiesparen erleichtert werden.
Der Berliner Mieterverein äußerte sich dazu schon skeptisch. Eine Absenkung der Höchsttemperatur von 20 auf 18 Grad erbringe bei einer Gasheizung eine Einsparung von rund zehn Prozent. Allerdings sei dabei zu beachten, dass damit die Wohnqualität „massiv eingeschränkt“ würde, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Das gelte insbesondere für Menschen, die „zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen den Tag weitestgehend zu Hause“ verbrächten.
Mit geringerer Heizleistung stellt sich auch ein anderes Problem. Ein häufiger Streitpunkt zwischen Mietern und Vermietern ist Schimmelbildung in der Wohnung. Oftmals können Vermieter dann die Kosten für dessen Beseitigung den Mietern zuweisen, wenn sie überzeugend darlegen, dass der Mieter zu wenig geheizt und unsachgemäß gelüftet habe.
Angesichts dieser Problemlage halten sich viele Wohnungsbaugesellschaften zurück, wenn sie um Auskunft zu Plänen zu eventuellen Drosselungen von Heizungen gebeten werden. Zahlreiche Anfragen gehen ins Leere. Das bundesweit tätige Unternehmen Vonovia ließ immerhin verlautbaren, dass nachts zwischen 23 und 6 Uhr die maximale Heiztemperatur auf 17 Grad gesenkt werde. Das gelte für Gaszentralheizungen, die routinemäßig vor Beginn der Heizperiode gewartet würden. Tagsüber könne wie gewohnt geheizt werden.
Anders kommuniziert die Gesobau, die in Reinickendorf allein im Märkischen Viertel über rund 15 000 Wohneinheiten verfügt. Sie hat auf ihrer Website www.gesobau.de einen speziellen Bereich zu den steigenden Energiekosten eingerichtet. Dort stellt sie noch bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe klar: Die Absenkung oder Drosselung von Heizungen sei „derzeit“ nicht geplant. Pressesprecherin Birte Jessen erklärte aber gegenüber der Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung, dass eine „mögliche Absenkung der Raumtemperatur geprüft“ werde. Dabei betont sie: „Bei allen Überlegungen berücksichtigen wir stets die Belange unserer Mieterinnen und Mieter und halten uns an die gesetzlichen Regelungen.“ Über etwaige Maßnahmen werde rechtzeitig informiert.
Grundsätzlich warnt die Gesobau auch davor, die Temperatur in der Wohnung auf unter 16 Grad zu senken, da dann Schimmelgefahr durch sich bildende Feuchtigkeit besteht. Zugleich rät das landeseigene Unternehmen vom Umstieg auf andere Heizungsarten ab. Ein Radiator verbrauche erheblich Strom und könne ebenso wie Infrarotheizplatten das Stromnetz der Wohnung überlasten.
In älteren Wohnungen sind auch noch Kohleöfen vorhanden. Die könnten tatsächlich wieder in Betrieb genommen werden, allerdings unter strengen Voraussetzungen: Der Schornstein muss regelmäßig gewartet worden sein, und er darf nicht anderweitig genutzt werden. In jedem Einzelfall muss eine Prüfung und Freigabe durch den Schornsteinfeger erfolgen. In Gesobau-Wohnungen sollten die Mieter entsprechende Auskünfte beim Kundenbetreuer einholen.
Während die Drosselung der Heizungen für die Gesobau derzeit noch geprüft wird, veranlasst das Unternehmen andere Maßnahmen zur Energieeinsparung. So würden alle Wohnungsbestände auf Energiesparpotentiale geprüft. Schon jetzt erfolge schrittweise die Umstellung der Leuchtmittel auf LED. Zudem werde auf Illuminationen von Dächern, Fassaden und Treppenhäusern verzichtet. cs