
Tegel – Es ist still geworden am TXL. Während noch vor wenigen Jahren im Minutentakt die großen Flieger von hier aus in Welt abhoben, drehen nun nur noch ein paar Krähen hier ihre Runden. Unter der riesigen Freifläche befindet sich Munition aus dem zweiten Weltkrieg. Das ist bekannt, und diese gilt es auch, ausfindig zu machen. Doch bei der Suche nach den Kriegsaltlasten und der Untersuchung des Erdreichs sowie des Grundwassers wurde noch ein anderer Giftstoff entdeckt, der gefährlich für unser Grundwasser ist.
„Wir haben PFAS bereits im vergangenen Jahr festgestellt und der Senatsumweltverwaltung mitgeteilt. Das Wasser des betroffenen Brunnens wurde umgehend in den Hohenzollernkanal abgeschlagen“, erklärt Astrid Hackenesch-Rump, Pressesprecherin der Berliner Wasserbetriebe. Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, für die die Abkürzung PFAS steht, können gefährlich werden.
Übungen auf dem militärischen Teil des TXL mit einem speziellen Löschschaum seien laut den Berliner Wasserbetrieben der Grund für diese Verschmutzung. Dieser Schaum ist dazu geeignet, ein Feuer quasi durch einen Film über brennendem Öl oder Kerosin zu ersticken. Allerdings könnten diese Stoffe beim Menschen auch das Krebsrisiko erhöhen, die Wirkung von Impfungen beinträchtigen oder Schwangere und ihre noch ungeborenen Kinder schädigen.
Und genau das ist das Problem, denn die PFAS-Verbindung ist im Untergrund zu einem der 200 Brunnen gesickert, die das Grundwasser Richtung Wasserwerk fördern. Doch die Wasserbetriebe haben sofort gehandelt: „Wir haben nun für 2,2 Millionen Euro eine Grundwasserreinigungsanlage errichtet. Diese steht an der Bernauer Straße und wird – wenn die nötige Aktivkohle geliefert ist – das Wasser des betroffenen Brunnens so reinigen, dass es anschließend wieder ins Grundwasser versickert werden kann“, erklärt die Pressesprecherin.
PFAS sind so problematisch, weil sie so stabil sind und deshalb in der Umwelt kaum zerstört werden. Die Entfernung mittels Aktivkohle in der Grundwasserreinigungsanlage funktioniere jedoch gut.
„Normalerweise ist die Sanierung von Altlasten eine Aufgabe der Senatsumweltverwaltung. Hier haben wir schnell reagiert und kümmern uns nun gemeinsam“, fügt sie hinzu. Besonders ist auch, dass der Verursacher klar bekannt ist. Deshalb gibt auch Gespräche mit der Bundeswehr zu einer Kostenübernahme. Bei anderen Altlasten historischer Natur kann der Verursacher oft nicht mehr ermittelt werden.
Ob durch die neu gefundenen Giftstoffe nun die Realisierung der Urban Tech Republik samt 5.000 Wohnungen verzögert wird, dementieren die Beteiligten. Die Planungsphase soll ab 2023 trotz der PFAS-Funde starten, in drei Jahren der Bau der ersten Gebäude. Sollte es keine weiteren Überraschungen geben, soll in drei Jahren der Bau der ersten Gebäude beginnen. fle