
Waidmannslust – „Nur viele Tropfen kühlen einen heißen Stein“ – mit diesen Worten hat Michael Kaasch sein Engagement beschrieben, das er seit fast drei Jahrzehnten an den Tag legt, um Kindern in Haiti zu helfen. Mit seinem Verein Haiti Care e.V. hat er die Welt ein großes Stück zu einer besseren gemacht. Für sein herausragendes soziales Engagement wurde ihm am 24. Juli das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch die Jugend- und Familienstaatssekretärin Sigrid Klebba verliehen.
Begonnen hat alles mit dem gemeinsamen Patenkind Natacha Marseille. Das Reinickendorfer Ehepaar Barbara und Michael Kaasch hat das Mädchen in dessen Land erstmals 1989 besucht und wollte helfen: So gründeten die engagierten Kaaschs 1992 ihren eigenen Verein Haiti Care e.V. Als erstes bauten sie eine eigene Schule mit Krippe und Kindergarten auf, die bis 1995 bereits auf 200 Schüler angewachsen war. Dann kam eine Näh- und Computerschule hinzu. Hilfe zur Selbsthilfe war die Devise. Sie brauchten für ihr Hilfsprojekt in Haiti jedoch dringend einen Ansprechpartner vor Ort, und als Natacha erwachsen war und aus dem SOS-Kinderdorf-Projekt ausschied, wurde sie kurzerhand als Sekretärin für Kommunikation und Patenschaften in der Schule eingesetzt.
Natacha bildete sich fort, lernte spanisch, bestand die Aufnahmeprüfung an der Uni und erhielt ein Stipendium der Montessori-Stiftung. In nur einem Jahr absolvierte sie ein dreijähriges Studium und baute 2004 ihre eigene Schule auf – mit anfangs zehn Kindern. Später wurden hier 200 Kinder im Alter von eineinhalb bis 13 Jahren von insgesamt 30 Angestellten beaufsichtigt, versorgt und unterrichtet. Hinzu kam ein Waisenhaus. Auch eine Zisterne wurde gebaut – mit Hilfe der „Engineers without Borders“ aus Karlsruhe.
Das Erdbeben hat 2010 die Ärmsten der Armen noch ärmer gemacht. Und auch das Projekt der Kaaschs hat gelitten: Das Schulgebäude ist zusammengebrochen. Doch die Kaaschs gaben nicht auf – und taten es den Haitianern gleich: „Es handelt sich bei den Menschen dort um wahre Überlebenskünstler, die immer wieder aufstehen und aufbauen, was zerstört wurde. Ihr Leben geht weiter. Und genau das haben wir nach dem Erdbeben auch getan“, erinnert sich Michael Kaasch. Und so wurde die Schule wieder aufgebaut, und sogar eine Caféteria wurde eröffnet.
Heute gehen rund 300 Schüler der Klassen 1 bis 9 in die Montessori-Schule. Auch eine Kinderkrippe und ein Kindergarten sind integriert. Hinzu kommt das Waisenhaus mit 16 Kindern im Alter zwischen zwei und 17 Jahren. All das wurde durch Spendengelder finanziert. „Natacha hat außerdem ein Atelier aufgebaut, in dem Schneiderarbeiten und Kunst Platz finden“, sagt der Vereinsgründer. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe bieten, damit die Haitianer wieder ein eigenständiges, würdevolles Leben leben. Wir verschenken eben nicht den Fisch, sondern die Angel und helfen so den Kindern aus dem Elend in eine würdige Zukunft“, fügt er hinzu.
In ihrer Laudation erklärte Sigrid Klebba: „Seit mehr als 30 Jahren engagieren Sie sich für Haiti. Ihr selbstloses, dauerhaftes und zukunftsorientiertes Wirken trägt dazu bei, dass viele Kinder und Jugendliche nachhaltig gestärkt werden und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Dieser Ansatz des durchgängigen Konzepts vom Kindesalter bis zur Selbständigkeit, das die Unabhängigkeit von ausländischen Spenden fördert, ist außergewöhnlich. Sie sind mit Ihrem persönlichen Einsatz ein Vorbild für viele andere Menschen.“
Weitere Infos gibt es unter www.haiticare.defle

Kinder in Haiti freuen sich über die Hilfen aus Waidmannslust. Foto: fle
Spenden: HaitiCare e.V. Commerzbank Berlin
IBAN: DE70 1004 0000 0877 0000 00