
Bezirk – Die Bilder von den langen Schlangen in den Bürgerämter sind hinlänglich bekannt: Übervolle Gänge mit genervten Wartenden und überlastete Mitarbeiter. In den nächsten Jahren ist in Berlin eine Krise im Öffentlichen Dienst zu erwarten, denn die Stadt hat in den vergangenen Jahren massiv Stellen abgebaut. Der Kelch wird an Reinickendorf nicht vorbeigehen. 532 Mitarbeiter werden in den nächsten zehn Jahren aufhören, was über einem Drittel der aktuellen Belegschaft entspricht (die RAZ berichtete). Dem soll entgegengearbeitet werden. Ein Problem ist, dass die Bezirke – auch Reinickendorf – ausgeschriebene Stellen schwer besetzen können, weil es zu wenig Bewerber gibt. Erwähnt werden aber muss dabei, dass die Zahl der Angestellten in ganz Berlin von 2016 zu 2017 um rund 800 angestiegen ist.
Das Bürgeramt Reinickendorf beziehungsweise die dortigen Mitarbeiter haben ein weiteres Problem, welches die Personalfindung erschwert. Hier werden die Angestellten eine Tarifgruppe schlechter bezahlt als ihre Kollegen in anderen Bürgerämtern – für die gleiche Arbeit. Auszubildende sehen zu, dass sie nach Abschluss ihrer Ausbildung in einem anderen Bezirk weiterbeschäftigt werden können und wandern ab. Bei Berlinern ist das Bürgeramt Reinickendorf beliebt, denn es bietet besonderen Service: Es verfügt über fünf feste und vier mobile Standorte, in anderen Bezirken gibt es nur drei feste Standorte und keine mobilen Einsatzorte. Und mit noch einem weiteren Serviceangebot kann das Reinickendorfer Bürgeramt punkten. Es ist das einzige, welches generell jeden Samstag von 9 und 13 Uhr geöffnet ist (Termine müssen vorher gebucht werden). Das Bürgeramt Pankow-Weißensee öffnet am Standort Weißensee jeden dritten Samstag im Monat, und Treptow- Köpenick bietet den Samstagsservice am Standort in Köpenick an jedem zweiten und vierten Samstag im Monat an.
Der Reinickendorfer Bürgeramtsservice, den es seit 2010 gibt, wird gut angenommen, Kunden aus ganz Berlin zieht es dafür in den Bezirk. Die Mitarbeiter, die am Samstag arbeiten, haben dafür einen Tag in der Woche frei. Die Samstagsarbeit geht für sie generell in Ordnung, für sie stellt sich die Frage, warum sie schlechter bezahlt werden als die Mitarbeiter der elf anderen Bürgerämter. ajö