
Bezirk – Wie gut versorgt sind die Reinickendorferinnen und Reinickendorfer in ihren Krankenhäusern? Und wie geht es den Mitarbeitern in den Einrichtungen? Wer ist oft, wer weniger oft krank? Welche Missstände gibt es und wie können diese minimiert werden? Und in welchem Umfang treffen die Erkenntnisse des neuen Gesundheitsatlas 2017 des Dachverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) auf Reinickendorfer Krankenhäuser und deren Mitarbeiter zu? Diesen und weiteren Fragen stellte sich Gesundheitsstadtrat Uwe Brockhausen bei einer Großen Anfrage in der jüngsten Sitzung der Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung (BVV).
Der Gesundheitsatlas 2017 enthält Analysen der Versichertendaten, Umfrageergebnisse sowie Gastautorenbeiträge, um sich ein umfassendes Bild der gesundheitlichen Lage der Beschäftigten im Gesundheitswesen mit Fokus auf die Pflegeberufe zu verschaffen. Der Bericht beschäftigt sich allerdings nicht mit der konkreten Situation in Reinickendorfer Krankenhäusern, sondern nimmt die ganze Bundesrepublik in den Fokus. „Dennoch kann man grundsätzlich davon ausgehen, dass die Auswertungen und Ergebnisse auch im Wesentlichen Gültigkeit für die Beschäftigten in Reinickendorfer Krankenhäusern hat“, erklärte Uwe Brockhausen.
Überdurchschnittlich hohe Anteile mit schlechter Arbeitsfähigkeit weisen insgesamt die Beschäftigten der Altenpflege sowie der Gesundheits- und Krankenpflege auf.
Bei der Arbeitsfähigkeit der Gesundheits- und Krankenpflegekräfte sind es insbesondere Teilzeitkräfte, die noch ein Stück schlechter abschneiden. Im Gesundheitswesen sind es die weiblichen Beschäftigten in den Krankenhäusern, welche die meisten Fehltage aufweisen. In der Gesundheits- und Krankenpflege ist der Anteil derer, die sich sowohl körperlich als auch psychisch stark beeinträchtigt fühlen, mit 7,7 Prozent schon überdurchschnittlich, während dieser Anteil bei der Altenpflege um das Fünffache höher liegt.
„Ich möchte an dieser Stelle aber auch hervorheben, dass uns seit vielen Jahren bekannt ist, dass das Gesundheitswesen optimiert und insbesondere die Arbeitsbedingungen und damit auch die Gesundheitssituation der Beschäftigten verbessert werden muss“, erklärt der Gesundheitstadtrat. Bekannte Schlaglichter seien die unzureichende Personalausstattung, Facharbeitermangel, Arbeitsbedingungen, Bezahlung und auch Wertschätzung.
Auf die Frage nach den Missständen in den Reinickendorfer Krankenhäusern antwortete Brockhausen: „Das Gesundheitsamt selbst verzeichnet neben Beschwerden zu mangelhafter Reinigung und Hygienefehlern durch das im Krankenhaus beschäftigte Personal über alle Berufsgruppen verteilt auch Beschwerden über mangelhafte Kommunikation mit den Angehörigen von Patientinnen und Patienten.“
Ein großes Problem sei weiterhin die Belastung und Inanspruchnahme der Rettungsstellen: Sowohl die Rettungsstelle im Humboldt-Klinikum als auch die Rettungsstelle im Dominikus-Krankenhaus arbeiten den Standards entsprechend und nach dem Triagierungssystem der Manchester Triage, bei dem für alle Patienten gemäß der Krankheitssyptome eine Einschätzung der Dringlichkeit festgelegt wird, innerhalb welcher Zeit der Erstkontakt zu einem Arzt hergestellt sein muss.
„Insbesondere die Situation und Belastung im Bereich des Humboldt-Krankenhauses ist bereits mehrfach thematisiert worden“, erklärt der Stadtrat.
Im Dominikus-Krankenhaus ist bereits 2015 durch die neue Rettungsstelle und den Ambulanzneubau am Dominikus-Krankenhaus einiges auf den Weg gebracht worden. Das Krankenhaus hat sich an dieser Stelle auf eine moderne Notfallversorgung und einem intensivmedizinischen Schwerpunkt gesetzt. Allerdings – und dies muss man auch berücksichtigen – seien die beiden Rettungsstellen im Hinblick auf das Patientenaufkommen nicht vergleichbar.
Das Bezirksamt hat zur Anzahl von Patientenverwechslungen keine Informationen und sich deshalb mit der Fragestellung an die Reinickendorfer Krankenhäuser gewandt: „Das Humboldt-Klinikum gibt an, dass es keine Statistiken zur Fragestellung führt und deshalb hier keine Auskunft geben kann“, sagt Brockhausen. „Das Dominikus-Krankenhaus führt aus, dass es umfangreiche Maßnahmen umgesetzt hat, um Verwechselungen zu vermeiden. Es gab keine Patientenverwechselung, die zu einem Schaden beim Patienten geführt hat.“
In den letzten drei Jahren hatte das Bezirksamt pro Jahr etwa vier bis fünf Hinweise von Patienten und Angehörigen auf Mängel im Vivantes Klinikum Humboldt und im Dominikus-Krankenhaus. „Ein immer wieder aufgebrachtes Thema sind Mängel in der Reinigung und hinsichtlich hygienisch bedenklicher Zustände“, sagt der Stadtrat. In allen Fällen erfolge unverzüglich eine Begehung des betroffenen Bereiches durch die zuständigen Gesundheitsaufseherinnen und oder ärztliches Personal, die Einsichtnahme in Dokumentationen, das Gespräch mit dem Personal, eine Kontrolle der beschriebenen Bereiche. Je nach festgestellten Mängeln würden konkrete Handlungsanweisungen und Anordnungen ausgesprochen, zudem erfolgen kurzfristige unangemeldete Nachkontrollen.
„Hier kann kein Bereich der Kliniken beispielhaft erwähnt werden, die Beschwerden verteilen sich zufällig“, erklärt Brockhausen. „Die Zusammenarbeit mit den Kliniken verläuft reibungslos, bemängelte Umstände sind oft Anlass für strukturelle Verbesserungen“, fügt er abschließend hinzu. fle